Bernhard von Clairveaux und Petrus Abaelard
Im Jahre 1990 wurde Bernhard von Clairveaux 800 Jahre alt. An vielen Orten wurden Festvorträge zu seinem Gedenken gehalten. Weltweit dachten Mönche und Nonnen an ihren zweiten Ordensgründer. Auch ich hielt damals einen Vortrag über diesen doch etwas seltsamen „Heiligen“ und seinen großen Gegner Abaelard. Im Laufe der Vorbereitung wurde mir Abaelard immer lieber, während meine Verehrung für den Apostel der Humorlosigkeit, diesen genialen Redner und Asketen, Bernhard immer weiter abnahm. Der Streit zwischen Abaelard und Bernhard hat zwei große Themen.
- Sollen wir Glauben ohne zu denken, oder sollen wir den uns von Gott gegeben Verstand benutzen, um den Glauben wenigstens einigermaßen zu verstehen. Ist Zweifel notwendig für den geistigen Fortschritt, wie Abaelard lehrte, oder ist es der Vorbote des Antichrist wie Bernhard verkündete?
- Sollen wir uns bedingungslos Autoritäten unterwerfen, oder dürfen wir berücksichtigen, dass selbst die heiligsten Kirchenväter und Päpste fehlbare Menschen waren. Wenn sie aber fehlbar sind, bleibt uns gar nichts anderes übrig als selber nachzudenken.
In dieser Auseinandersetzung siegte Bernhard. Er verketzerte Abaelard und erkämpfte mit unfairen Mitteln seine Verurteilung.
Ich habe meinen Vortrag, den ich vor jetzt mehr als 27 Jahren gehalten habe,
nochmal überarbeitet. Dabei habe ich festgestellt, dass Zisterzienser immer noch ein rein verehrendes und devotes Verhältnis zu Bernhard haben.
Sie pflegen auch weiter die esoterische Sprache ihres Ordensgründers. Auf der Webseite des Klosters Heiligenkreuz im Wienerwald wird gleich in den ersten Zeilen behauptet, dass dieser Platz ein „Ort der Kraft“ ist. Die Esoterik wird weiter ausgemalt:
- Stift Heiligenkreuz ist das mystische Herz des Wienerwaldes. (Kein nachdenklicherMensch weiß was mystisches Herz bedeutet)
- Stift Heiligenkreuz ist eine Harmonie von Natur und Kultur.
- Stift Heiligenkreuz ist eine Einheit von Mittelalter und Barock.
- Stift Heiligenkreuz ist eine Symphonie von Geschichte und Spiritualität.
Christus kommt hier nicht vor. Kein Zitat aus der Bergpredigt. Nichts von dem, was unserem Meister am Herzen lag. Wodurch unterscheidet sich dies von der Einführung in ein buddhistisches Kloster?
Mönche und Nonnen weigern sich anzuerkennen, dass Gott auch den Verstand geschaffen hat. Sie weigern sich diese Werkzeug der Kritik zu benutzen.
Auf den Internetseiten der verschiedenen Klöster wird ihr Idol nie kritisiert.
Als Beispiel möge die Seite des Klosters
Heiligenkreuz dienen. Weder wird das Verhalten Bernhards zu Abaelard noch seine Hasspredigt zum Aufruf des zweiten Kreuzzuges thematisiert.
- Hier mein Vortrag aus dem Jahre 1991.
- Eine sehr schöne und inhaltsreiche Webseite zu Heloise und Abaelard ist die Seite von Werner Robl.
- Die Wikipedia Seite zu Bernhard von Clairveaux.