next up previous contents index
Next: Die Auseinandersetzung Petrus Abälard Up: Bernhard von Clairvaux Previous: 1115 schickt ihn Stephan

Das Schisma

Innerhalb kürzester Zeit war also Bernhard das Haupt einer großen Mönchsgemeinschaft geworden. Entsprechend groß wurde seine Macht und er wurde bald in alle möglichen politischen Händel gezogen.

In Rom lag in der Nacht vom 13 auf den 14 Februar 1130 Papst Honorius im Sterben. Honorius ging

in einem Kloster den Weg allen Fleisches. Der Kanzler, Freund und Briefpartner von Bernhard, Kardinal Heimerich, hatte 5 befreundete Kardinäle um sich versammelt. Die Mehrheit der Kardinäle war nicht anwesend. Kaum war Honorius verstorben, wurde er hastig vorläufig bestattet. Nach Vorschrift durfte ein neuer Papst nur gewählt werden kann, wenn der alte unter der Erde war. Die paar anwesenden Kardinäle wählten in aller Hast noch in der Nacht Innozenz den II. Blitzartig wurde auf dem Lateran intronisiert. Das Gerücht sickerte aber bald durch. Das Volk von Rom und die anderen Kardinäle waren erbittert und wählten, einen aus der jüdischen Familie Pierleoni zum Papst. Mittags um 12 Uhr gab es zwei Päpste in Rom. Innozenz II hatte für sich gewisseermnaßen das erschlichene Erstgeburtsrecht. So wie Jakob sich den Segen bei Isaak erschlichen hatte.

Innozenz konnte sich in Rom nicht halten mußte fliehen und die Stadt seinem Gegner überlassen. Noch vor 100 Jahren wäre das allein der Grund gewesen, ihn als nicht rechtmäßig zu bezeichnen. Denn der Papst war zuerst Bischof von Rom und dort hatten die Römer ein Wort bei seiner Wahl mitzureden. Aber inzwischen war das papsttum so universell geworden, daß es haupsächlich darauf ankam wer sich in den verschiedenen Ländern am besten durchsetzte. Da hatte Innozenez die bessren Karten. Innozenz floh nach Frankreich und hier war der Freund Heimerichs Bernhard bald sein Hauptprotektor. Damit stand der innzwischen gewaltige Zisterzienserorden hinter Innozenz. Auch alle wichtigen Reformgruppen Cluny Regularkanoniker standen bald auf Seiten Innozenzs. Eine wichtige Rolle wird dabei gespielt haben, daß Anaklet der II Volksjude war. Bernhard gewann Ludwig von Frankreich für Innozenz. Auf dem Konzil von Etambes im August und September 1130 unter Leitung der Äbte Petrus Venerabilis und Bernhard erkannte die Kirche von Frankreich Innozenz als rechtmäßigen Papst an. Damit war das Schisma aber keineswegs behoben. Der deutsche König zögerte noch. England genauso und weite Teile Oberitalien und nicht zu vergessen Unteritalien unter der Regentschaft Roger II hielt zu Anaklet. Damit sie sehen was aus diesen Tatbeständen eine verlogene Mönchsberichterstattung machte möchte ich ihnen die Variante aus der Vita vorlesen 2-Buch erstes kapitel:

,,In jener stürmischen Zeit ging Papst Honorius II den Weg alles Fleisches (11 Februar 1130). Da keine Zeit zu verlieren war, die Kardinäle in der Papstwahl nicht einig wurden und die Kirche sich spaltete, wählten besser beratene und gutbeleumundete, tugenhafte Männer, die über eine Mehrheit verfügenden Kardinalpriester, diakone-bischöfe , Innozenz, dessen Leben Ruf, Alter und Wissen des höchsten Priestertums für würdig erachtet wurden``. Der Papst Anaklet wird natürlich mit den schlimmsten Schimpfworten bedacht und einer üblen Verleumdungskampange unterworfen: Anaklet habe das geld seines Vaters unter das Volk geworfen .,,Juden (Die Verwandschaft Anaklets) hätten Kruzifixe und heilige Gefäße und gottgeweihte Bilder kühnlich zertrümmert. So hat ein jeder, nach seinen Verhältnissen mehr oder minder zum Verbrechen gedungen, sich Petrus (Anaklet) öffentlich mit allgemeinen Eidschwüren als Anhänger verkauft und ihm Hand und Waffe für jede Bluttat zur Verfügung gestellt.``

Der König von England zögerte lange Innozenz anzuerkennen, da seine Juristen und insbesondere seine Bischöfe ihm dringend davon abrieten. Und nun ist interessant, wie Bernhard ihn kirre macht. Er fragte ihn: ,,Was fürchtest du? Fürchtest du eine Sünde zu begehen, wenn du Innozenz gehorchst? Überlege, wie du dich deiner anderen Sünden wegen vor Gott verantworten magst; diese überlass mir, auf mir laste diese Sünde``. Er wußte Heinrich war kein Tugendbold. Heinrich hatte natürlich Angst vor dem jüngsten Gericht. Der König hatte seine Verteidigung da oben noch nicht organisiert. Ihm war schleierhaft, was er zu seiner Entlastung daherbringen konnte. Und nun kam dieser hagere Heilige , dieser Gesandte der obersten Regierung daher erschreckte ihn einerseits bis ins Mark war aber andererseits bereit ihn auf seine Verantwortung hin aus einer schrecklichen Zwickmühle zu befreien. Diese lästige Sache mit den zänkischen Kardinälen. Keiner der Parteien hat sich an die primitivsten Rechtsnormen gehalten. Und ich armer Heinrich soll da entscheiden. Einer der Herren Päpste, der Diener der Diener des Herrn wird mich auf jeden Fall mit dem Bann belegen. Jeder beansprucht für sich das Wort: Was du auf Erden lösen wirst, das wird auf Erden gelöset sein. Was du binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. Einer der Päpste wird mich auf jeden Fall scon auf Erden in die Tiefsten heißesten Schlünde der Hölle schleudern. Frage ist nur, wer von den beiden im Himmel die bessere Pressurgroup hat. Und nun kommt dieser Asket daher, Kein Fleisch mehr dran nur noch Geist. Ein Mensch der aus gewaltiger Stimme und heiligen Worten besteht, der innerhalb kürzester Zeit einen riesigen Orden gleich heiligmäßiger Männer aus dem Boden gestampft hat. Der muß doch Spezialist in Himmelssachen sein. Visionen werden von ihm berichtet Wunder, die er getan haben soll Prophezeiungen. Der wird doch einen besonderen Draht zu den himmlichen Mächten haben. Dieser Bernhard wird doch wenigstens in dieser zweifelhaften Sache wissen wie die himmliche Machtpolitik entscheiden wird. Wenn er für mich in diesem Fall die Advokatenrolle übernehmen will, so wäre ich ein Narr nicht nachzugeben. Ich habe noch genügend andere Dinge, die mein Gewissen belasten. Heinrich vergaß alle seine rechtlichen Bedenken und gab nach. Er erkannte den Favoriten Bernhards Innozenz den II an.

Der deutsche König Lothar zögerte anfänglich noch. Er wollte den Streit der Päpste ausnützen um die Investitur wieder einzuführen. Aber auch er unterlag dem gewaltigen Propheten Bernhard. Gegen jede rechtliche Überlegung und gegen jede Politik versprach er sogar in Lüttich am 22.März 1131 den Papst Innozenz mit Waffengewalt nach Rom zu führen. Bernhard agitiert unermüdlich für seinen Papst. Auf dem Oktoberkonzil zu Reims wurde Innozenz von England, Frankreich und Spanien anerkannt. Anaklet wurde feierlich gebannt. Im März 1132 reiste Innozenz in die Lombardei. Alle oberitalienischen Städte außer Mailand anerkannten ihn. Damals forderten Gesandte Anaklets das einzig vernünftige was in der verfahrenen Situation richtig war. Eine unparteiische Synode, sollte über die Rechtmäßigkeit der Wahl des einen oder anderen Papstes entscheiden. Aber das ließen die aufgepeitschten Gemüter nicht zu. Innozenz zog unter dem Schutz von Lothar nach Rom. Nach dem Abzug des deutschen Königs, er hatte nur eine beschränkte Heeresmacht bei sich, konnte Innozenz sich aber in Rom nicht mehr halten. ,,Um die Wut der Bestie nicht noch mehr zu steiger, kehrte er nach Pisa zurück`` wie es in der Vita heißt. Hier tagte unter der Leitung seines Protektors Bernhard 1134 das Konzil von Pisa. Im Ergebnis wurde Anaklet aufs neue exkommuniziert und seine Anhänger unwiderruflich Verurteilt.

Im Juni gewann dann Bernhard schließlich auch Mailand für Innozenz. Wieder die Vita: ,,Alle erfreuten sich in gleicher Weise an seinem Anblick, und glücklich schätzte sich, wer ihn auch mit den Ohren genießen durfte. Alle küßten ihm die Füße; und wie unangenehm ihm dies war ...sie warfen sich huldigen vor ihm auf die Füße.`` Wunder durften natürlich auch nicht fehlen. Teufel wurden ausgetrieben. ,,Einem Wahnsinnsteufel, der sich in einigen Leibern austobte hielt der heilige Mann beschwörend die Fahne Christi entgegen. Erschreckt und zitternd entwichen die Dämonen aus den besetzten Wohnungen``. Weiter heißt es ,,Der Abt schrieb die Ehre der Wunderzeichen der Gläubigkeit des Volkes zu, die Leute aber der Heiligkeit des Abtes; denn dies war ihnen über jeden Zweifel klar, daß er von Gott alles erreichen würde, worum er ihn bitte.`` Und natürlich mußte auch die lange Anwesenheit der Anhänger Pierleonis in Mailand ihre Folgen hinterlassen haben. Wieder die Vita: ,,In jener stürmischen Zeit erfüllte sich nach göttlichen Ratschluß zu Mailand das Wort des Isaias. `Böse Geister und Ungeheuer begegneten sich, zootige Faunen heulten einander zu (Is 34,14)'. Zu lange nämlich hatten unter dem Schisma Anselms, der als Anhänger Pierleones den Bischofsstuhl von Mailand besetzt hielt, seufzende Priester, trauerende Jungfrauen, verfluchte Heiligtümer und geschändete Altäre den Zorn Gottes herausgefordert. Doch sobald mit dem Erscheinen des Gottesmannes Anselms Gaukeleien abgetan waren, ...wurde die Zügellosigkeit der bösen Geister gehemmt, räumten sie von Tag zu Tag mehr das Feld. Bernard trieb alle Teufel von dannen.``

Diese Teufelsaustreibungen sind ein besonders unerfreuliches Kapitel Bernhardscher Zauberei. Auffällig viele Teufel treibt er bei Frauen aus. Wahrscheinlich weil sie dem Höllengezücht doch leichter verfallen und dann die armen Männer verführen. Eine besonders unappetitliche Austreibung möchte ich schildern. Lassen wir wieder der Vita das Wort: ,,In jener Gegend lebte eine unglückliche Frau, die von einem geilen Teufel geplagt wurde, (Im A Text heißt es :Der Teufel hatte sich mit ihr verheiratet) .... Nun hatte aber die Frau einen wackeren Ritter zum Gemahl, der indes von dem fluchwürdigen Handel keine Ahnung hatte. Der schmutzige Ehebrecher mißbrauchte denn unsichtbar die Frau, auch wenn sie mit ihrem Gatten im gleichen Bette lag und plagte sie mit unglaublicher Leidenschaft. Sechs Jahre lang war dieses Übel verborgen geblieben; dann aber nahm die Frau ihre Zuflucht zu Priestern und beichtete ihre Sünde; sie pilgerte von heiliger Stätte zu anderen und flehte die Fürbitte der Heiligen an- natürlich kann ihr keiner helfen. Aber der Gottesmann kanns. ,,Als sich an jenem Tage sehr viel Volk in der Kirche eingefunden hatte, bestieg Bernhard während der Meßfeier in Begleitung der Bischöfe Gaufried von Chartres und Brictius von Nantes die Kanzel und forderte, ehe er das Wort ergriff, alle in der Kirche auf brennende Kerzen in den Händen zu halten. Er selbst, die Bischöfe und die Kleriker tun dasselbe. Dann legt er offen die unerhörten Keckheiten des Teufels bloß, spricht den Bannfluch über den Hurengeist aus, der zu so scheußlichen und zudem widernatürlichen Schandttaten entbrannt war, und verbietet ihm in der Vollmacht Christi für alle Zukunft den Zutritt zu jenem Weibe und zu allen Frauen. Der Bannfluch wird durch die Unterschrift aller anwesenden Gläubigen (Die meisten haben sicher nicht schreiben können) bekräftigt. Mit dem Erlöschen der geweihten Kerzen ist auch die Macht des Teufels gelöscht``. Frau stelle sich die Szene vor. Die düstere Kirche, vorne an der Kanzel der Mann nur aus einer Stimme bestehend umgeben von Bischöfen in feierlichsten Gewändern, und in der Mitte das arme Weibsbild mit seinen etwas seltsamen sexuellen Träumen. Die Frau wird nie mehr davon erzählt haben. Wir sehen Bernhard im Vollbesitz seiner Meisterschft der Demagogie.

Genau dieser Häresie, daß Menschen mit Teufeln sexuell verkehren können sollten noch auf schrecklichste Weise hunderttausende von Frauen zum Opfer fallen.

Noch ein Beispiel des Machtgebrauchs von Bernhard lohnt es sich zu erzählen. Einer der letzen Anhänger in Frankreich von Pierleoni war Bischof Gerard von Angouléme. Der Graf von Aquitanien unterstützte ihn. Zunächst werden von den Mönchen fürchterliche Geschichten über die Priester erzählt, die weiterhin Anhänger von Anaklet sind. So hatte ein Dekan den Altar einer Kirche, in der Bernhard zelebriert hatte zertrümmern lassen. Natürlich war er genau wie Bernhard der Überzeugung war, daß Anklet gebannt sei, so war der gute Dekan der Meinung Bernhard sei gebannt. Nun gut der Altar wurde beseitigt. Dann heißt es in der Vita: ,,Der Frevler wurde kurz darauf on Gott geschlagen. Während er den Geist aufgab, sah er das Haus, in dem er starb, voller Dämonen; er schrie laut auf, ein Teufel sitze ihm an der Kehle und schneide ihm den Hals ab, verlangte von den Umstehenden ein Messer, um es durch die Gurgel hinabzustoßen und den Dämon herauszubefördern und so am Leben zu bleiben. Der Teufel aber, dem er ausgeliefert war, blies ihm noch während dieser Worte das Lebenslicht aus und schickte seine verpestete Seele in den Grund der Hölle.`` Hat der Schreieber solcher Zeilen, einen besonders guten Kontakt zum Chef der Hölle, daß er so genau über die Ankommenden in diesem doch recht unwirtlichen Ort Bescheid weiß.

Jeder Krankheitsfall oder Todesfall in der Anhängerschaft Anaklets wurde akls Strafe Gottes gedeutet. Überhaupt verbreiteten die Zisterzienser sehr intensiv die Irrlehre von dne zeitlichen Sündenstrafen Gottes. Schließlich am Höhepunkt der Auseinandersetzung kommt der Mann Gottes an. Er greift zu stärkeren Waffen und tritt an den Altar Gottes um das heilige Meßopfer zu feiern. Wer den göttlichen Geheimnissen beiwohnen durfte, ging in die Kirche hinein; der Graf harrte draußen vor den Toren. Nach der Wandlung nimmt Bernhard das Allerheiligste schritt mit feurigem Antlitz und flammenden Auges, nicht bittend, sondern drohend nach außen und fuhr den Grafen mit schrecklichen Worten an:

,,Wir haben dich gebeten, du hast uns verachtet.... Siehe, nun kommt zu dir der Sohn der Jungfrau, der Haupt und Herr der Kirche ist, die du verfolgst. Hier ist dein Richter, dem deine Seele einmal in die Hände fallen wird. Wirst du wohl auch ihn verschmähen? Wirst du auch ihn wie seine Diener mit Verachtung strafen``. Der Graf, glaubt man der Vita, litt an Epilepsie, erbleichte zitterte an allen Gliedern und brach in einem Anfall zusammen. Es wäre interessant zu wissen, ob Bernhard von der Krankheit des Grafen wußte. Auf jeden Fall blieb dem Grafen, der vor aller Augen vor dem Allerheiligsten in Händen des Gottesmannes zusammengebrochen war, nichts anders übrig als aufzugeben. Damit war auch die Kirche von Aquitanien dem Innozenz und damit letztlich Bernhard unterworfen. Übrigens in der gleichen Zeit begann Bernhard seine Predigten über das hohe Lied zu schreiben (1134).

Das Ergebnis dieser jahrelangen Auseinandersetzung um den Stuhl Petrie ist: Als Anaklet schließlich stirbt hat er kaum mehr Anhänger. Sein Nachfolger gibt auf und mit Bernhard wird der Friede zwischen Ihm und Innozenz geschlossen. Diese ganze Auseinandersetzung hatte natürlich einen ungeheuren Ansehenszuwachs Bernhards gebracht. Außerdem ganz real wurde seine Macht stets größer. Keine seiner Reisen endete ohne daß Klöster gegründet wurden. So in Rom Tre fontane in Mailand etc.


next up previous contents index
Next: Die Auseinandersetzung Petrus Abälard Up: Bernhard von Clairvaux Previous: 1115 schickt ihn Stephan
Andreas Bartholome
2004-10-21