| 1 | = | 1 | (1.1) |
| 1 + 3 | = | 4 | (1.2) |
| 1 + 3 + 5 | = | 9 | (1.3) |
| 1 + 3 + 5 + 7 | = | 16 | (1.4) |
Wir schauen diese vier Zeilen an, und staunen. ,,Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen``. [#!Aquin:Piper!#, Seite 53] Ohne Vermuten kein Wissen und ohne Mut zum Ungewissen keine Vermutung. Also nehmen wir sinnende Haltung ein und vermuten tapfer:
Die Pünktchen ersetzen all die ungeraden Zahlen,
die dort eigentlich hinzuschreiben wären. Die
Endlichkeit des Papiers, des Bleistifts, die
kurze Spanne unseres Lebens, und nicht zuletzt unser
Umweltbewußtsein hindern uns daran selbiges zu tun.
Wenn wir jetzt recht eifrig unseren Taschenrechner
einen halben Tag lang betätigen oder ein kurzes
Programm schreiben, so wird unsere Vermutung sich
bestätigen. Wir sind aber nicht wesentlich schlauer
als vorher.
,,Von Natur ist es dem Menschen eigen, nach der
Erkenntnis der Wahrheit zu verlangen`` [#!Aquin:Piper!#, Seite 52]
In diesem Verlangen unterstützt uns leider der
Rechner nur wenig. Besser sind da schon unsere
eigenen grauen Zellen. Wir bringen sie auf Trab und
denken nach.
Angenommen wir haben eine Zahl
k
für die folgendes
gilt:
Was erhalten wir, wenn wir
die nächste ungerade Zahl dazuaddieren?
Nach den bis zum Erbrechen bekannten binomischen
Formeln gilt:
| 1 + 3 + 5 + 7.... + 2k - 1 + 2k + 1 | = | k2 +2k + 1 = (k + 1)2 |
Jezt wissen wir auf einmal viel mehr wie vorher. Und zwar: Gilt die Behauptung für eine Zahl k, dann gilt sie für die darauffolgende Zahl (k + 1). Da die Behauptung für k = 1 gilt, ist sie sicher auch für k = 5000 richtig. Wir brauchen ja nur bis 5000 zählen. Durch einfaches Zählen verlassen wir nicht den Bereich der Zahlen für die die Behauptung gilt. Der Mathematiker betreibt seine Wissenbschaft unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit. Er ist der festen Überzeugung, dass irgendwer, irgendwo genug Zeit hat lange genug zu zählen. Jede natürliche Zahl ist also prinzipiell erreichbar. Für alle von 1 aus erzählbaren Zahlen ist aber unsere Behauptung sicher richtig. Also gilt sie für alle natürlichen Zahlen.
T =
.
![]()
.
Sei 1 aus der induktiven Menge T. Wäre
T
, so
wäre
M = {x| x
T} nichtleer. M müßte wegen
Teil
ein kleinstes Element haben. Wir nennen es
Min. Es ist Min > 1.
Min - 1
M also in T.
Damit ist aber wieder
Min - 1 + 1 = Min
T und damit
nicht in M. Das ist ein Widerspruch. Also war M doch leer.
Um nun weiter Mathematik betreiben zu können müssen wir eine der beiden Aussagen glauben. Die andere ergibt sich dann rein logisch. Wer überhaupt nichts glaubt muß aufhören Mathematik zu treiben. ,, Ein jeder, der lernt, muß glauben, damit er zu vollkommenem Wissen gelange`` [#!Aquin:Piper!#, Seite 111]
Wir wollen die Aussage
des Satzes als
Induktionsaxiom bezeichnen.
Aus dem Induktionsaxiom ergibt sich nun folgendes
Beweisverfahren.:
Wir betrachten irgend eine Eigenschaft E, von der
es sinnvoll ist, sie natürlichen Zahlen
zuzusprechen. (,,Gelb``) gehört nicht dazu).
T ist nun die Menge aller natürlichen Zahlen mit
der Eigenschaft E, der sogenannte Gültigkeitsbereich von E.
Ist 0
T und T induktiv, dann
ist
T =
.
Manche Aussagen gelten erst ab einer gewissen Zahl
k. Um auch diesen Fall möglichst glatt formulieren
zu können führen wir folgende Sprechweise ein.