Der unendliche Raum
Personen des Gesprächs: Elpino, Filoteo, Fracastorio, Burchio.

Elpino: Wie sollte es möglich sein, dass das All unendlich wäre?

Filoteo: Umgekehrt, wie sollte es möglich sein, dass das All endlich wäre?

Elpino: Meint Ihr, dass seine Unendlichkeit sich beweisen lässt?

Fileto Mein Ihr, dass seine Endlichkeit sich beweisen lässt?

Elpino: Was für eine Ausschweifung der Phantasie. ...

Burchio:...schon ganz gern sähe, es wäre so wie Fileto behauptet, weil ich dann, sollte mir einmal das Malheur passieren, von dieser Welt hinunterzufallen, zu guter Letzt, doch immer irgendwo zu Lande schlagen müsste. ...

Fileto: Freilich gibt es keinen Sinn, der das Unendliche anschaute, keinen Sinn, der uns unmittelbar zwänge, darauf zu schließen; denn das Unendliche kann kein Gegenstand der Sinneswahrnehmung sein. ... Wenn die Welt endlich ist und jenseits der Welt nichts, so frage ich euch: Wo ist die Welt? Wo befindet sich das All? Aristoteles antwortet: ,,In sich selber; die innere Wölbung der ersten Himmelskugel ist der erste und allgemeinste Ort, und dieser als das erste Umfassende wird von nichts anderem umfasst. (-- Eine seltsame Vorstellung. Aber in der Sprache der Mengenlehre gar nicht so seltsam. Es gibt eine Klasse. In dieser Klasse sind alle Mengen enthalten. Sie selber ist aber nicht mehr Element einer Klasse--) Denn der Ort ist nichts anders als die Oberfläche und Begrenzung durch einen umfassenden Körper, und was in keinem umfassenden Körper ist ist in keinem Ort. Aber mein guter Aristoteles, was willst du damit sagen dass ein Raum in sich selber sei? Was willst du außerhalb der Welt annehmen? Sagst du: dort ist nichts - so befinden sich ja Himmel und Welt im Nichts also Nirgendwo.... (- Für Bruno ist es also unvorstellbar, dass es etwas gibt das nicht in etwas ist. Aber in der Mengenlehre sind Klassen gerade von dieser Art. Darauf baut die Mathematik auf.-) Denn es ist in Wahrheit unmöglich, mit irgendwelchem Sinn oder irgendwelcher Phantasie sich ernsthafterweise eine Oberfläche, eine Begrenzung einen Rand vorzustellen, außerhalb dessen weder ein Körper noch leerer Raum wäre, auch wenn die Gottheit dort wäre.

Burchio: Gewiss würde man glaube ich sagen müssen, dass, wenn eine Hand über jene Wölbung hinausstreckte, dies nicht mehr im Raum und also nirgendwo sein und folglich ihr Sein verloren haben würde. (Dies Argument erregt Schrecken ist aber toll.)

Andreas Bartholome 2005-03-06