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Bernhards Eintritt in Citeaux

Schon früh wird Bernhard mit dem Gedanken gespielt haben in ein Kloster einzutreten.

  1. Weil es dem drittgeborenen anstand.
  2. Weil seine übermächtige Mutter ihn Gott, das heißt dem Kloster geweiht hatte.
,,Und als er älter ward, da gedacht er oft: Die Welt ist vergänglich und alles was darin ist. Darum will ich mich von ihr scheiden. Da war ein kloster nah dabei, grauen Ordens, die Mönche lebten gar heiliglich`` (Legenda aurea) Dieses Kloster war Citeaux. Die üblichen Klöster, in die damals ein junger Adliger, der für die geistliche Laufbahn aus ersehen war eintrat waren Bernhard nicht radikal genug. Später griff er sie heftig an . So schrieb er: ,,Sieht man solche Leute vorüberziehen, so würde man sagen sie seien nicht Herren von Klöstern, sondern Burgherren; nicht Führer von Seelen, sondern Fürsten von Provinzen`` dabei bezog er sich wahrscheinlich auf einen prominenten Abt seiner Zeit( vielleich der Abt von St.Denis). Er legt an sein Mönchsein den höchsten aller Maßstäbe an stets vor Augen die Armut und Bedürfnislosigkeit Jesu. ,, Die unmäßig hohen übertrieben langen sinnlos breiten, verschwenderisch verzierten Kirchen und Klöster ...warum diese albernen Fratzen...wilden Löwen ...kämpfende Ritter Gott! Wenn man schon keine Scham empfindet, warum scheut man nicht wenigstens die Kosten``. Auch die Kleidung der Mönche der berühmten Benediktinerabtei von Cluny erregt sein Missfallen ,,mit ihren warmen bequemen Pelzen, feinem kostbaren Tuch, langen Ärmeln und weiten Kapuzen, eleganten Bettdecken und weichen wollenen hemden``. In der Nähe seiner Heimat hatte vor kurzer Zeit 1098 das Reformkloster von Citeaux gegründet. Die Legende zur Vita von Robert ist interessant.

Als der heilige Robert geboren wurde, staunte die ganze Familie . Trug doch der Neugeborene einen Verlobungsring, der ihm offenkundig schon im Mutterleib an den Finger gesteckt worden war. Auf dem goldenen Ring aber stand, in strahlenden Lettern, der Name seiner himmlischen Braut: ,,Maria``. Der Knabe Robert wuchs heran, an seinem Finger wuchs der Ring, in seinem Herzen wuchs die Liebe zu Maria ins Unermeßliche. Sobald als möglich, das heißt im Jahre 1098 gründete er ein Kloster das sich in ungeahntem Maße der Keuschheit und damit der Marienmystik weihen sollte: Das war zu Citeaux in Burgund. Citeaux war damals ein so wüster Ort daß es nicht einmal Mystiker dort aushalten konnten. Unter dem englischen Abt Stephan Harding führten die Mönche dort ein fast unerträglich hartes asketisches leben. Sie hielten sich überstreng an die Regel des heiligen Benedikt. Weder Fisch noch Fleisch weder Speck noch Eier gab es. Auch Milch wurde selten getrunken. Der Tag begann um 2 Uhr in der Frühe morgens. Beim Anbruch der Dämmerung sangen die Mönche die Laudes. Die Zeit zwischen 2 Uhr und der morgentlichen Laudes stand dem Mönch zur Verfügung. In dieser Zeit konnte er lernen und meditieren. Nach der Laudes wurde die Messe in der Kapelle zelebriert was bis 9 Uhr dauerte. Auf dem Felde wurde bis zwei Uhr nachmittags gearbeitet. Mit der Vesper und der Komplet ging dann der Tag zuende. Wir sehen schon die körperliche Arbeit spielte wieder eine wesentlich größere Rolle in dem Reformkloster als in den Klöstern die Cluny unterstanden. Diese radikale Auffassung von monastischem Leben entsprach dem jungen Bernhard mehr als die Klöster in der Abhängigkeit von Cluny. Die legten mehr auf die äußere Liturgie Wert und ließen die körperliche Arbeit von Brüdern machen. Bernhard besaß eine ungeheure Überzeugungskraft. Und er wußte davon. Die Macht seiner Worte setzte er von Anfang an mit vollem Bewußtsein ein. Denn als er sich entschloss in Citaux einzutreten klopfte er schließlich mit 30 Freunden an der Klosterpforte an. Unter den 30 Novizen waren: Sein Oheim Gaudrich, dann sein zweitjüngster Bruder Bartholomäus. Sein Bruder Andreas wehrte sich eine Weile. Er war zunächst nicht fürs Mönchsein zu begeistern. Aber plötzlich rief er, so berichtete die Vita , Ich sehe meine Mutter¡` Auch Bernhard bestätigte seine Mutter gesehen zu haben. Andreas schlug ein, und wurde zum Ritter Christi. Hier zeigt sich fast unheimlich die Macht, welche die tote Mutter noch über ihre Söhne ausübte. Guido der erstgeborene, war schon verheiratet. Aber angesichts des Fanatismus des Bernhard zählte das Sakrament der Ehe nicht. Guido leistete noch eine Weile Widerstand gegen seinen jüngeren Bruder. Schließlich erklärte er sich bereit mit nach Citeaux zu gehen unter der Voraussetzung, daß seine junge Frau einverstanden sei. Bernhard beruhigte ihn: ,,Entweder wird die Frau zustimmen oder rasch sterben`` Die Frau war nicht einverstanden. Guido anständig wie er war, dachte daran, daß er seiner Frau Liebe und Treue geschworen hatte. Schließlich hatte er ihr den Ring an die Hand gesteckt und laut versprochen:Ich bleibe bei dir, bis das der Tod uns scheidet. Guido beschloß nun mit seiner Hände Arbeit sein und das Leben seiner Frau zu unterhalten und bei ihr zu bleiben. Bernhard erfuhr davon redete mit der Frau. Jetzt zeigt sich zum ersten mal seine unheimliche psyschische Macht über Menschen, die bis ins körperlische ging. Guidos Frau erkrankte, wie Bernhard es vorausgesagt hatte schwer . Sie bat Bernhard flehentlich um Verzeihung (Wer hatte eigentlich wen um Verzeihung zu bitten) und sie ersuchte nun ihrerseits ihn um die Erlaubnis ins Kloster einzutreten. Bernhard hatte seinen ersten harten Erfolg errungen. Bei ihm zählten keine Treueversprechen mehr. Er konnte Ehen annullieren Sakramente aufheben. Was er löste oder band, das war scheinbar im Himmel gelöst oder gebunden. Guido blieb nicht bei seiner Frau bis das der Tod sie schied, sondern bis Bernhard sie schied.- Die Ehe seines Bruders zerbrochen und dafür zwei Menschen, die eigentlich ander Lebenspläne hatten, der Keuschheit zugeführt. Mit ähnlichen Mitteln ging er gegen seinen Bruder den Soldaten Gerhard vor. Auch ihn erpresste er mit billigen Voraussagen Die Vita:

,,Ich weiß, ich weiß: Nur Schläge geben dem Ohre Verstand``. Er legte seinen Finger an die Seite Gerhards und bemerkte ,,Es wird der Tag kommen und gar bald kommen, wo eine Lanze dich hier in die Seite stößt und meinen verschmähten Rate, der dein Heil bedeutet , den Weg zu deinem Herzen gangbar machen wird. Du wirst wohl Angst ausstehen, sterben aber wirst du nicht``. Die Vorraussage hatte bei einem Soldaten eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich. Sie traf auch tatsächlich ein. Gerhard wurde in einem Schrmünzel eingekreist verwundet. Voll Angst rief er: Ich bin Mönch bin Zisterziensermönch``. Gerhard wurde gefangen, genas schließlich wieder und wurde also Mönch. Beim Eintritt ins Kloster hat er schon fast die ganze Familie und seine gesamte persönliche Freundeskreis seinen Vorstellungen von Leben und Christusnachfolge unterworfen. Einzig sein Vater sein jüngster Bruder und seine Schwester (Humbeline) traten noch nicht ins Kloster ein. Sein jüngster Bruder Nivard sagte damals als seine sämtlichen Brüder ihn allein beim Vater ließen. ,,Was? Ihr nehmt den Himmel und laßt mir die ErdeÄllein dieses Wort aus der Vita belegt überdeutlich mit welcher Ideologie Bernhard damals unter pupertären Knaben warb. Selig kann eigentlich nur der Mönch und die Nonne werden, alle anderen sind dem Gericht verfallen. Seine Schwester widersetzte sich am längsten seinen Vorstellungen von Vollkommenheit. Aber schließlich unterlag auch sie seinen ständigen Drohungen mit Höllenfeuer und ewigem Gericht. Im A-Text der Vita heißt es unter anderen: Auch für die Frauen seiner beweibten Gefährten hatte Bernhard gesorgt, indem er ihnen zu Juilly (Langres ) ein Kloster bauen ließ, das alsbald wunderbar aufblühte.``

In der Zweitausgabe ist dieser Text gestrichen. Heißt das, daß er die Frauen der Gefährten, deren Ehe er zerstört hatte nicht versorgt hat? Es ist wichtig zu wissen, daß Bernhard sich seit seinem Eintritt ins Kloster nie mehr existentiell mit einem anderen Lebensentwurf auseinanderzusetzen brauchte. Alle die ihm nahestanden folgten ihm schließlich bedingungslos. Vielleicht ist von daher auch seine Erstarrung im Mönchsideal zu verstehen. für anderes brauchte er kein Auge mehr zu haben.


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Andreas Bartholome
2004-10-21